Biogas

Wie funktioniert eine Biogasanlage?

Biogas entsteht durch Vergärung des eingesetzten Substrats, wie z.B. Gülle und Festmist oder auch speziell angebaute nachwachsende Rohstoffe (Nawaros), Bioabfälle oder Speisereste in einem Fermenter (Faulbehälter). In einer Biogasanlage wird der Vergärungsprozess optimiert. Aus dem Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme erzeugt. Der Strom kann ins Netz eingespeist werden und die Abwärme z.B. in einem Nahwärmenetz genutzt werden. Der Gärrest wird wieder der landwirtschaftlichen Verwertung zugeführt.

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Was kann in einer Biogasnalage alles vergärt werden?
In einer Biogasanlage lassen sich fast alle biogenen Stoffe verwerten. Ausnahmen sind Stroh und Holz, welche einen zu hohen Cellulose und Lignocellulose Anteil aufweisen. Sie sind daher ohne vorherige Behandlung nicht für die Erzeugung von Biogas geeignet. Geeignet sind hingegen folgende Stoffe:
  • Landwirtschaftliche Reststoffe: Gülle, Mist, Erntereste
  • Reststoffe der Lebensmittelindustrie: z.B. Treber, Trester, Schlempe
  • Nachwachsende Rohstoffe: Mais, Zuckerrübe, Grassilage, Ganzpflanzensilage (GPS) z.B. aus Roggen
  • Abfälle: Bioabfälle, Speisereste, Fettabscheiderrückstände, Schlachtabfälle

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Welche Arten von Biogasanlagen gibt es?
Nassfermentation:
  • Keine/Kaum faserige Substrate
  • Durch hohen Wasseranteil ist die Masse rühr- und fließfähig
  • Einsatz von Gülle und gut zerkleinerter festerer Biomasse
  • i.d.R. kontinuierlicher Betrieb
Trockenfermentation:
  • Hoher Anteil an faserigen und relativ trockenen Substraten, wobei Substrate trotzdem noch einen Wassergehalt von bis zu 70% aufweisen können; „stapelbare“ organische Masse
  • Häufig werden Garagenfermenter verwendet, also Hallen, in die das Substrat eingebracht wird
  • Relativ einfacher Aufbau und wartungsarm
  • Meist Batchbetrieb, also kein kontinuierlicher Betrieb
Kontinuierliche/Batch- Vergärung: Kontinuierlich bedeutet, dass dem Fermenter permanent Substrat zugeführt und Biogas und Gärrest entnommen wird; Einsatz meist bei der Nassfermentation, da hier die Automatisierung einfacher ist Batchbetrieb bedeutet, dass die Anlage in Intervallen beschickt wird, d.h. Substrat wird eingebracht, vollständig vergärt und nach der Vergärung komplett wieder entnommen, bevor neues Substrat eingebracht wird; quasi-kontinuierlicher Betrieb durch Hintereinanderschalten mehrerer Fermenter möglich Ein-/Mehrstufige Anlagen:
  • Meist nur einstufiger Prozess, d.h. in einem Behälter laufen alle Prozesse von der Hydrolyse bis zur Methanbildung
  • Bei mehrstufigen Prozessen sind Hydrolyse und Methanbildung getrennt, da beide Prozesse bei unterschiedlichen Bedingungen optimal ablaufen
  • Bei Ein- und Mehrstufigen Anlagen können noch Nachgärer nachgeschaltet werden

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Wie kann das gewonnene Biogas genutzt werden?
  • Verbrennen in einem Blockheizkraftwerk (BHKW), am besten mit Nutzung der Abwärme
  • Verbrennen des Gases direkt an der Biogasanlage, oder Gastransport über ein Mikrogasnetz zu einem BHKW, das näher an potenziellen Wärmeabnehmern ist
  • Verbrennung zu reinen Heizzwecken
  • Biogasaufbereitung (lohnt sich oft nur bei großen Anlagen) und Einspeisung ins Gasnetz; das Gas kann dann in weiter entfernten Haushalten und Betrieben zur Wärme- und/oder Stromproduktion, oder als Treibstoff genutzt werden

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Welchen Nutzen hat die Gemeinde durch eine Biogasanlage?
Der durch die Biogasanlage erzeugte Strom kann ins Netz eingespeist werden, wobei die EEG-Vergütung für 20 Jahre garantiert wird.
  • Zusätzlich zur Grundvergütung sind noch umfangreiche Boni möglich
  • Wirtschaftliche Attraktivität kann gesteigert werden, wenn neben dem Strom auch die Wärme verkauft werden kann
  • Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde und attraktives wirtschaftliches Standbein für ortsansässige Landwirte
  • Das Angebot günstiger Wärme kann einen enormen Standortvorteil darstellen
  • Unabhängiger von teurer werdenden Rohstoffimporten

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Welche Rolle(n) kann die Kommune spielen?
  • Rahmenbedingungen und ein positives Klima für den Bau von Biogasanlagen schaffen
  • Bürger aufklären, über die Technologie informieren und potenzielle Wärmeabnehmer ansprechen
  • Wärmeabnehmerin für ihre kommunalen Gebäude und mit gutem Beispiel vorangehen
  • Landwirte vor Ort motivieren und unterstützen, Biogasanlagen zu betreiben
  • Selbst Anlagen initiieren und je nach Situation vor Ort Mitinhaberin oder Mitbetreiberin werden

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Was muss man bei der Planung von Biogasanlagen beachten?
  • Den Bau einer Biogasanlage in ein wirtschaftliches Gesamtkonzept für Klimaschutz und Nutzung regenerativer Energien integrieren, um sämtliche Vorteile nutzen zu können Masterplan entwerfen, der zeigt, wo und wie die Kommune die Abwärme nutzen kann, welche Substrate man der Anlage zuführen kann, welche Akteure sich an der Anlage beteiligen könnten und wie regionale Wertschöpfung generiert wird, z.B. in der Landwirtschaft oder durch Gewerbesteuereinnahmen
  • Wenn nötig, externes Know-how hinzuziehen, aber auch eindeutige Zuständigkeit für das Projekt in der Gemeinde klären
  • Sehr früh auf die Landwirte zuzugehen, denn sie liefern langfristig die Substrate
  • Spezifische Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen
  • Rechtliche Regelungen bei Genehmigung beachten (Bundesimmissionsschutzgesetz, Baurecht; je nach Art und Größe der Anlage); genehmigende Behörde möglichst früh mit ins Boot holen
  • Passendes Betreibermodell wählen und darauf achten, dass Service, Wartung und Betriebsführung gewährleistet sind
  • Bei Wärmeverkauf gesicherte Abnahme (Wärmelieferverträge)
  • Verträge müssen sicherstellen, dass das „System Biogasanlage“ dauerhaft und zuverlässig funktioniert und die gewünschten Erträge erzielt
  • Austausch mit anderen Kommunen um von deren Erfahrungen zu profitieren
  • Nachbargemeinden in die Planung mit einbeziehen

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Wie können die Bürger überzeugt werden?
Das Gesamtkonzept sollte mit der Öffentlichkeit diskutiert werden. Denn der Rückhalt aus der Bevölkerung ist wichtig, nicht nur in der Planungsphase, sondern vor allem in der späteren Betriebsphase. Vorbehalte treten meistens dann auf, wenn es zu wenige Informationen gibt und die Betroffenen nicht eingebunden werden. Um die Bevölkerung zu überzeugen, sollte man deshalb möglichst transparent vorgehen. D.h. offen darüber sprechen, welche Auswirkungen die Biogasanlage haben wird. Informationsveranstaltungen und/oder Besichtigungen von Biogasanlagen und Wärmenetzen sind zu empfehlen.

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Woran kann ein Biogasprojekt scheitern?
  • Mangelndes Know-how in der Gemeinde
  • Nur auf neue, innovative Techniken setzen, die in der Praxis noch nicht gut genug erprobt sind und sich bewährt haben
  • Kein gut genug geschultes Personal für den Betrieb in der Kommune (wird oft unterschätzt)
  • Falsches ansetzen wirtschaftlicher Faktoren; um dem vorzubeugen ist es empfehlenswert mehrere Szenarien zu rechnen

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